Die Kunst des Weintrinkens

Die Kunst des Weintrinkens:

Das Geschmacksempfinden beim Weintrinken kann sich schon durch die Beschaffenheit eines Glases verändern, was vor allem daran liegt, dass beispielsweise Geschmacksnerven auf der Zunge oder in der Mundhöhle durch unterschiedliche Glasformen ungleich gereizt werden: Es gibt Glasformen, die die Säure des Weines betonen, andere hingegen lassen seine Süße oder Fülle vordergründig auftreten! 

Weingläser sollten transparent, dünnwandig, blitzsauber und geruchlos sein! Negative Einflüsse auf den Geruch eines Glases können Spülmittel-Rückstände, gebrauchte Gläsertücher, aber auch der bisherige Lagerort sein (z.B.: in altgelagerten, muffigen Kartons)!

Welches Glas zu welchem Wein?

Da man mit der Zungenspitze die Süße im Wein schmeckt, sollten für alle lieblichen, feinherben und auch Dessertweine Gläser favorisiert werden, die den Wein zuerst mit der Zungenspitze in Kontakt bringen! Dazu eignen sich Gläser mit sogenannten ‚Spoilern‘, das sind Ausweitungen an der oberen Glaswand.

Da man am Zungenende Bitternis und Adstringierendes (Zusammenziehendes) wahrnimmt (z.B.: bei Rot- und Barrique-Weinen), sollten solche Weine aus großvolumigen, bauchigen Gläsern getrunken werden. Junge und gerbstoffreiche Rotweine sollten vor dem Genuss grundsätzlich dekantiert werden! 

Da man unter der Zunge und am Zungenrand Säure wahrnimmt, sollten säurereiche Weine (z.B.: Riesling) in Gläsern serviert werden, die den Wein über die Zunge führen! Empfehlenswert sind hierfür schlanke, bauchige Gläser!

Für Weinsorten, bei denen alle Geschmackskomponenten gleichzeitig wahrgenommen werden sollen (z.B.: große Weine, junge Weine, Burgunder- und Rosé-Weine), sind großvolumige und ballonförmige Gläser vorteilhaft, nicht nur, weil sie den Wein durch die gesamte Mundhöhle fließen lassen, sondern auch, weil sich das Bukett aufgrund der höheren Sauerstoffaufnahme besser entfalten kann! 

Weintrinker profitieren ebenso von einer gewissen Stiellänge des Weinglases: Eventuelle Hautgerüche (z.B.: durch Schweiß, Speisen, Zigarettenrauch, Parfüm) können aufgrund dessen nicht mit dem Wohlgeruch des Weins vermischt werden und da man das Glas ‚stielbedingt‘ nicht am Kelch anpacken sollte, kann es auch nicht durch Fingerabdrücke verunreinigt werden! Sogar die vorgegebene Weintemperatur im Glas kann aufgrund des Stiels durch Hautwärme nicht negativ beeinflusst werden!

Weinbegleitende Getränke:

Als weinbegleitende Getränke eignen sich zwar sowohl ‚Stille Wässer‘, als auch natürliche, kohlensäurehaltige Mineralwässer (Wasser mit Gas: ugs., Wasser mit Stacheln: scherzh.), gerbstoffreiche Rot- oder Weißweine und trockene, gereifte Weißweine (z.B.: Chardonnay oder Riesling) sollten jedoch grundsätzlich mit kohlensäurearmen oder sogar mit völlig kohlensäurefreien (Stillen) Mineralwässern kombiniert werden, weil sie die Bitternis herber Weine mindern können und sogar imstande sind, dezente Fruchtaromen optimal hervorzuheben! Zu lieblichen und halbtrockenen Weinen (z.B.: Gewürztraminer oder Müller-Thurgau) passt natürliches, kohlensäurehaltiges Mineralwasser besser, weil es den Gaumen und die Zunge neutralisiert, aufgrund dessen der Weintrinker die Süße des Rebensafts besser wahrnehmen kann!

Moussierende Getränke (z.B.: Champagner, Perlwein, Prosecco, Sekt) sollten aus schlanken Sektgläsern (Flöten: fachl.) getrunken werden, weil die aufsteigenden Kohlensäure-Bläschen nicht so schnell darin verpuffen können, wie in einem voluminösen, sich nach oben hin kelchartig öffnenden Trinkgefäß!

Zu einer Weinprobe sollten möglichst mit Wasserteig (nicht mit milchhaltigem Teig!) zubereitete Brötchen gereicht werden (z.B.: Spitzweck oder Paarweck/Wasserweck), die zuvor in mundgerechte Stücke geschnitten wurden! Die Brötchenteile dienen hierbei nicht etwa der Sättigung nebenher, vielmehr sollen sie die empfindsame Zunge des Verkosters zwischen den einzelnen Proben neutralisieren!